1 /
9

VON DER STADT ZUM KREIS

Die Ursachen für die schnelle Entwicklung der Stadt Blatná in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, die im Jahr 1868 zum Sitz der Hauptmannschaft des Kreises geworden ist, sehen wir in vielen oft auch zufälligen Ereignissen. Einige von ihnen sind direkt katastrophal wie zum Beispiel der Brand im Jahr 1834. Damals brannten 118 Häuser direkt im Stadtkern einschließlich des Rathauses und des Glockenturms vollständig aus. Die Kirche konnte dank der mutigen Stadtbewohner gerettet werden. Durch den Brand entstanden freie Flächen die im modernen Stil bebaut werden konnten, so dass wir heute einen neogotischen Glockenturm (1836), ein Empirehaus und weitere klassizistischen Bauwerke am Hautplatz sowie das Rathaus bewundern können, welches nach seiner Fertigstellung im Jahr 1868 zum Sitz der Kreishauptmannschaft, des Gerichtes, des Finanzamtes und des Stadtrates von Blatná geworden ist.

Die Vereinheitlichung der Kreisverwaltung in einem Zentrum erfolgte erst nach 1866, als die Habsburger Monarchie den Krieg mit dem zahlenmäßig unterlegenen Preußen verlor. Zu den Ursachen der Niederlage gehörte die Ausstattung der preußischen Armee, die über neue Schusswaffen, Hinterlader, verfügte, wie z. Remington Ilion 1864. Diese Waffen waren nicht besonders präzise, sie haben jedoch die Feuerrate verdoppelt, wodurch der zahlenmäßige Vorteil des Gegners ausgewogen werden konnte, der auf Angriffe mit Bajonetten setzte. Die Niederlage hatte umfangreiche Reformen wie z. B. die bereits erwähnte Vereinigung der Kreisverwaltung zur Folge. Um diese Stellung der Kreisstadt wetteiferte mit Blatná die Stadt Březnice, Blatná konnte jedoch ein neu errichtetes Gebäude anbieten und ist somit bis zum Jahr 1960 zum Zentrum des Kreises geworden.

Auch die Bürger selbst wurden aktiv, sie nahmen am öffentlichen Geschehen sowie am kulturellen Leben teil. Als erstes gelang es im Jahr 1851, einen Amateurtheaterverein zu gründen. Im Jahr 1861 stürzte sich Josef Martinovský auf die Vorbereitung der Oper „Marie, dcera pluku“ und erweckte dadurch bei einigen Bewohnern auch die Leidenschaft für den Gesang. Ein Jahr später wurde der Gesangsverein Úslavan gegründet. Ein wichtiger Verein war auch die im Jahr 1885 gegründete Turnbewegung Sokol.

Alle diese Vereine nahmen am öffentlichen Leben ähnlich wie Lehrer und Schüler der Schule in Blatná teil. Das alte Schulgebäude aus dem Jahr 1871 war für den Unterricht nicht mehr geeignet, so dass 1901 beschlossen wurde, eine neue Schule zu bauen. Diese Schule wurde vom Baumeister Jan Nekvasil in den Jahren 1902 bis 1904 nach einem Entwurf von Karel Fiala errichtet. Die ganze Gemeinde hat die Errichtung der Schule nicht nur finanziell, sondern vor allem durch tatkräftige Unterstützung unterstützt. Bis heute ist die Schule eine der markantesten Dominanten der Stadt.

00:00 00:00 Vorig Folgend